Wenn Mamas plötzlich keine Mamas mehr sind
Shownotes
Ihr lieben Mamas und Papas! Ihr lieben Frauen und Männer da draußen!
Ist das Thema Fehlgeburt wirklich ein Tabu-Thema?
Das war die erste Frage, die ich mir gestellt habe, als ich Sarah Bock (@sarari1337) für den Podcast angefragt habe. Warum ich mir diese Frage gestellt habe? Weil ich dachte, Promis wie Charlotte Würdig oder Marie Nasemann reden doch offen darüber, mein Frauenarzt hat mir bei meiner Schwangerschaft gesagt, ich solle mich erst einmal nur vorsichtig freuen und man weiß doch eigentlich, dass es in den ersten drei Monaten zu einer Fehlgeburt kommen kann.
Wisst ihr, was ich glaube, wo das Problem liegt? Man betrachtet die Fehlgeburt vielleicht zu sehr als eine abgeschlossene Erfahrung. Man sieht nur den Verlust des Babys.
Woran man nicht denkt, ist die Vorfreude, die mit der Fehlgeburt verschwindet
Woran man nicht denkt, ist die Zukunftsvorstellung, die mit der Fehlgeburt stirbt.
Man ist plötzlich keine Mama mehr. Man weiß, da wird doch kein Baby kommen, man wird nicht im Kinderzimmer sitzen und ein Baby stillen oder kuscheln, man wird nicht Mama – dabei war man es doch eigentlich schon ab dem Moment des positiven Schwangerschaftstestes. Zumindest ging es mir so. Ab dem Moment war mein Baby für mich da – es musste nur noch größer werden, aber es war da und ich war ab dem Moment Mama. Fertig. Egal in welcher Woche oder Entwicklungsstadium wir uns erst befanden.
Mit einer Fehlgeburt knallen ja auch die Gefühle in einer Geschwindigkeit und Wucht in die andere Richtung, mit der man ja kaum mitkommt. Statt der Vorfreude ist da vielleicht auch plötzlich Angst: Woran hat es gelegen? Wird es vielleicht nie klappen? Was, wenn uns das wieder passiert?
Und genau das muss man sich mal vorstellen! Man schlittert von dem absoluten Gefühl der Freude und des Glücks in das absolute Gefühl der Leere und auch Angst oder Verzweiflung. Es ist eben nicht nur eine Fehlgeburt – diese Fehlgeburt macht erst einmal so viel mehr kaputt und verändert so viel mehr. Man darf den Verlust eines Kindes niemals einfach so als abgeschlossene Erfahrung betrachten. Auch wenn man weiß, dass es in den ersten 12 Wochen vorkommen kann, ist es eine Zukunft, die man sich gewünscht hat und die jetzt verschwindet.
Paare haben daran echt zu knabbern – die einen natürlich mehr, die anderen weniger. Aber sie haben daran zu knabbern. Ich bin selbst Mama von zwei Kindern und bin einfach so unfassbar dankbar, dass die beiden gesund zu uns gekommen sind, ohne dass mein Mann und ich eine Fehlgeburt ertragen mussten.
Da draußen gibt es Frauen, die haben nicht nur eine Fehlgeburt. Ihnen passiert es zum zweiten oder dritten Mal. Stellt euch das nur mal vor. Und eine Erklärung gibt es ja oft nicht. Man weiß nicht, woran es gelegen haben könnte. Man ist der Sache also einfach ausgeliefert. Hat man ein gebrochenes Bein, bekommt man einen Gips. Hat man Kopfschmerzen, nimmt man eine Tablette. Wir sind doch gewohnt, dass man (medizinische) Probleme lösen kann.
Ich musste so etwas wie Sarah Bock nie erfahren. Sie hat so offen und ehrlich mit mir gesprochen, wir saßen bei ihr Zuhause am Küchentisch und haben geredet, gelacht und auch geweint. Ein Jahr hat sie etwa gebraucht, bis sie sagen konnte: Ich habe meine Fehlgeburt für mich verarbeitet. Und das ist schon der zweite Verlust, den sie ertragen musste. Trauer kann man eben nicht üben, man wird darin nicht erfahrener - obwohl sie wusste, welche Phasen der Trauerbewältigung sie jetzt erwarten, musste sie sie wieder durchleben und sich der Trauer, den Depressionen und den Gedanken hingeben. Ich hab‘ mich im Podcast zurückgehalten und habe den Platz frei gemacht für Sarahs Gedanken und Worte, weil ich will, dass ihr alle es hört. Falls es Mädels da draußen gibt, die uns hören und die auch eine Fehlgeburt erlebt haben, oder bei denen gerade festgestellt wurde, dass ihr Kind nicht zur Welt kommen wird, dann möchte ich, dass sie wissen: Ihr seid nicht alleine und ihr könnt euch bei Sarah (@sarari1337) melden! Immer und jederzeit.
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